Texte

Hier sind einige Texte zum Durchlesen und die Texte der Bonus-CDs "Die Freiheit" und "Galaktika" zum Herunterladen. Die Gesamtheit meiner Texte ist in den Liederbüchern "Texte & Tabs" zu finden.

Der Himmel

Ach, so groß und so hoch und so gelb und rot
ist der Himmel für einen Moment.
Kurz bevor dann die Dunkelheit fällt, und ich schau in den Wind.
Das Licht ist, als ob alles brennt.

Später dann im Laufe des Abends, scheint in nächtlichen Straßen elektrisches Licht.
Man geht in die Häuser, erwartet nichts Großes von diesem Tag mehr mit der Nacht schon in Sicht.

Der Wind geht noch immer, am Telefon fragst du
„Wie war´s?“
Ich sag „Es war nicht viel los.
Nur für einen Augenblick war der Himmel ganz groß.
Nur für einen Augenblick.“

- von "Die Freiheit - Bonus" 2018

Grenzen

Wer ist drinnen, wer ist draußen?

Ich mal eine Linie. Du darfst nicht vorbei.

Da trifft Luft  auf Luft,

da trifft Land auf Land.

da trifft Da trifft Haut auf Blei.

 

Wo ist oben, wo unten?

Wer könnte, wer wollte das ändern?

Was geschieht in den Ländern

an ihren Rändern?

 

Es gibt Frontex und push-backs,

Zäune, Waffen, Flüchtlingsabwehrkonferenzen.

Das Mittelmeer wird ein Massengrab.

Es gibt Grenzen.

 

Sie führen zu Nationalismus mit seinen

bekloppten Konsequenzen,

Man entrechtet Leute, nur weil sie von irgendwo kamen.

Es gibt Grenzen.

 

Könnten Sie diese Antwort bitte

sinngemäß richtig ergänzen:

was liegt möglicherweise im Kern des Problems?

Es gibt Grenzen.

 

Ich melde mich ab,  ich will einen Pass,

wo „Erdenbewohner“  drin steht.

Einfach nur „Erdenbewohner“.

Sagt mir bitte, wohin man da geht.

 

Ich melde mich ab, ich melde mich um,

das kann doch so schwierig nicht sein.

Schreibt einfach nur Erdenbewohner da rein.

 

Wir ziehen eine Grenze im Himmel,

ein Gott ist hier und einer ist dort.

Dann drohen sie sich mit den Fäusten

In Ewigkeit und so fort.

 

Da muss es was Besseres geben,

Frieden bringt kein Götterbote.

Wir haben es ein paar tausend Jahre mit Grenzen versucht,

das gab sehr viele Tote.

 

Nennt mich naiv, es ist mir egal,

aber ich finde es reicht.

Ich suche das Land, in dem jeder dem andern

in Staatsunangehörigkeit gleicht.

 

Ich melde mich ab, ich will einen Pass,

wo „Erdenbewohner“  drin steht.

Einfach nur „Erdenbewohner“.

Sagt mir bitte, wohin man da geht.

 

Ich melde mich ab, ich melde mich um,

das kann doch so schwierig nicht sein.

Schreibt einfach nur Erdenbewohner da rein.

 

 

Ich schließe die Tür und genieße die Stille,

ich grenze mich ab, das muss sein.

Jeder hat seine Grenze, die ihn umgibt,

sie schließt ihn schützend ein.

 

Jeder Übergriff, jeder Schlag

verletzt ein Menschenrecht.

Warum schützt man die Grenzen der Staaten so gut

Und die Grenzen der Menschen so schlecht?

 

Sie müssen nicht zwischen den Ländern verlaufen,

aber zwischen den Menschen.

Nicht aus Stacheldraht sollen sie sein,

sondern aus Respekt.

Es gibt Grenzen.

- von "Keine Gefahr" 2016

Floß

Morpheus, komm und nimm mich mit.

Ich trag Stiefel aus Granit

und ich spür ihre Last, mühsam wird jeder Schritt.

 Ich geh noch bis zum Fluss, doch ich mag

nicht mehr weiter, es reicht für den Tag.

Hier mach ich Rast. Bitte komm! Bitte trag -

 

-  mich auf Dein Floß!

Wir können weiter flussabwärts unser Glück neu probieren.

Mach die Leinen los!

Weiter flussabwärts liegt die Welt wieder offen und groß.

 

Ich glaub an düstere Wunder und

lieg am Ufer auf festem Grund

weltblind und hart, komm und mach mich gesund!

 

Ich steig auf dein Floß!

Wir können weiter flussabwärts unser Glück neu probieren.

Mach die Leinen los!

Weiter flussabwärts liegt die Welt wieder offen und groß.

  

Noch immer lässt du mich warten, komm her!

Die Zeit kriecht und die Last ist schwer.

Doch gleich – gleich stoße ich uns ab und dann wiegt es nichts mehr.

 

Auf deinem Floß.

Wir können weiter flussabwärts unser Glück neu probieren.

Mach die Leinen los!

Weiter flussabwärts liegt die Welt wieder offen und groß.

- von "Keine Gefahr" 2016

 

Wir rufen dich, Galaktika

So viele Grabenkämpfe, so viel verschwendete Energie,

so ermüdend und öde. So klappt es nie.

Ich seh´s ein und geh trotzdem demonstrieren, für die bessere Welt, wie auch immer sie sei,

aber insgeheim wünsche ich eine einfache Lösung herbei.

Zum Beispiel eine lila Fee, die kommt und uns raushaut,

die uns alle erlöst, denn wir haben Mist gebaut.

 

Wir rufen dich, Galaktika. Wir rufen dich Galaktika.

Renk es ein! Mach, dass es geht!

Von deinem Stern Andromeda. Von deinem fernen Stern Andromeda.

Bitte komm bald! es ist noch nicht zu spät.

 

So viele falsche Infos und so viel Augenwischerei.

Ich weiß noch, wenn alle sich stritten, dann kamst du vorbei,

stiftest Frieden, bringst die Lösung. Oh, du säkularer Engel.

Wann kommst du, bitte verzeih, dass ich drängel.

 

Wir rufen dich, Galaktika. Wir rufen dich Galaktika.

Renk es ein! Mach, dass es geht!

Von deinem Stern Andromeda. Von deinem fernen Stern Andromeda.

Bitte komm bald! es ist noch nicht zu spät.

 

Zauber das gute Leben für alle. Wir wollen Nachhaltigkeit, aber ohne Verzicht.

Wir wollen irgendwie Revolution, aber dass sie uns was wegnimmt, wollen wir nicht.

Wir wollen Komfort ohne Reue, das Schicke und Neue und die bleiben, die wir sind.

Einfach: Privilegien für alle! Und Rettung bevor es wehzutun beginnt. 

Solange machen wir einfach hier weiter, denn was soll es auch bringen,

und irgendwann muss der Bundestag halt fraktionsübergreifend aufstehen und singen:

 

Wir rufen dich, Galaktika. Wir rufen dich Galaktika.

Renk es ein! Mach, dass es geht!

Von deinem Stern Andromeda. Von deinem fernen Stern Andromeda.

Bitte komm bald! es ist noch nicht zu spät.

 

Und ich weiß, sie kommt natürlich nicht

und ja das heißt, wir sind nicht aus der Pflicht.

Aber, ach, lasst mir diesen Moment in ihrem lila Licht.

- von "Wir rufen dich, Galaktika" - 2021

Bis auf den Grund

Die Liebe ist ein Bonbon und löst sich ganz langsam auf

Ein kleiner Nährwert bleibt davon und den Schmerz nimmt man in Kauf

Die Liebe ist aus Beton und man baut Häuser darauf

Ein Palast, ein Salon und dann schaut man zu ihr hinauf

 

Auf einer Sandbank im Ozean steh ich nun und

ich kann von hier alles sehen, weißt Du,

bis auf den Grund.

 

Die Liebe ist ein kleines Tier, vielleicht läuft es eines tags fort

Man fragt im Tierheim „haben Sie noch so eins?“ und dann ist keins dort

Die Liebe ist ein Vampir und ein zärtlicher Mord

Ein Kreuzfahrtschiff aus Papier mit einem Mann über Bord

 

Auf einer Sandbank im Ozean steh ich nun und

ich kann von hier alles sehen, weißt Du,

bis auf den Grund.

- von "Bis auf den Grund" 2010

Erschlossenes Land

Durch die stürmenden Nächte von den Wogen gehoben

sind wir angespült an einen menschenleeren Strand,

im verlassensten Winkel der Welt und alles, was wir sehen, ist –

 

Durch die Mühen der Ebenen und Schründe der Berge stehen wir

schweißbedeckt und von der Sonne verbrannt,

blicken über Hügel und Wälder und alles, was wir sehen, ist –

erschlossenes Land, erschlossenes Land.

 

Nach vielen Jahren im Labor an seiner Bank,

nimmt der Neurobiologe die Kulturen aus dem Schrank,

und er sieht im Mikroskop die Strukturen, die er fand,

physiologisch und logisch und längst –

erschlossenes Land, erschlossenes Land.

 

Die Erde ist eine Scheibe und bis zu ihrem Rand -

erschlossenes Land.

 

Vor der großen Premiere eines jungen Stars

wird heftig diskutiert in den Feuilletons und Bars,

Kritiker und Publikum warten gespannt und betreten betreten –

erschlossenes Land, erschlossenes Land.

 

Die Erde ist eine Scheibe und bis zu ihrem Rand-

erschlossenes Land.

 

Der Fluss steht einen Meter überm Ufer und es regnet immer weiter

und die Deiche weichen auf.

Das Wasser schwappt durch Fenster auf Balkone

und es klettert auf den Straßen bis zum höchsten Platz der Stadt hinauf.

Es trägt die Autos fort, egal ob Benz oder Trabant.

Ich hör das Wasser flüstern, hörst Du´s auch?

Es spricht von –

erschlossenem Land, erschlossenem Land.

 

Die Erde ist eine Scheibe und bis zu ihrem Rand-

 

Wir sind durch die Institutionen marschiert

und hatten das Kommunenleben ausprobiert.

Seit damals ist viel passiert und hat doch nicht zum Frieden auf der Welt geführt.

Jetzt sitzt Du im Büro, sagst, es ist wie es ist,

man wird Kapitalist. Du bist woran Du Dich misst.

Und steckst genau da, wo Du bist, den Kopf in den Sand

und dann ist alles, was Du siehst –

erschlossenes Land.

(alternative letzte Strophe:

Wir reden und reden und jeder versteht wieder seins.

Wir leben und leben aneinander vorbei und sagen öfter wieder meins und deins.

Wir haben Worte und Schrift und den ganzen Planeten mit Glasfaserkabeln umspannt,

du sitzt mir einen Meter gegenüber und ich sehe da in weiter, weiter Ferne unbekanntes Land.)

 

Der Kopf ist ein Gefängnis,

wenn man glaubt, man sieht die Wand.

- von "Bis auf den Grund" 2010 oder "Überall Konfetti" - live - 2016

Warten auf Wind

Es sind alle Matrosen an Bord,           

alle Segel gesetzt,

alle Ladung verstaut,

alle Kisten vertaut,

alles im Hier und Jetzt ist bereit.

Bald sind alle Reserven verbraucht

und sie liegen noch immer vor Anker.

Die Segel sind leer,

die Luft wird schwer

Im Stillstand gärt Streit.

Bleimatte See, Wolken geballt und der Regen beginnt

Es wird kalt, alle warten auf Sturm und darauf, dass es knallt, alle warten auf, warten auf Wind.

 

Sie sitzt in der kalten Küche

auf gepackten Koffern und weiß nicht,

wird sie wieder bleiben?

heimlich auspacken, eh er es sieht.

Sie starrt auf die Gardinen vorm offenen Fenster regungslos,

zu Fäusten geballte Hände im Schoß,

seine Schwüre im Kopf,

dass es nie wieder geschieht.

                  

Mit dem Blick verstellt, mit dem Rücken zur Welt,

ihre Zeit verrinnt.

Sie wird aufstehen, sich umdrehen und gehen.

Sie wartet auf, sie wartet auf Wind.

  

Der Drache liegt an gefallener Schnur im Gras und daneben ein Kind

Die Bäume schweigen mit stillen Zweigen und warten auf Wind.

Wir heben suchend den Finger in die Luft und warten,

dass der Nebel sich lichtet, damit wir endlich wissen wo wir sind,

wir warten auf Wind.

 

Ich hab den Stift auf dem Papier

und die Klinge auf der Haut

Bang nicht, was ich verlier.

Ich hab mein Kartenhaus aufgebaut

Ich weiß, da ist Gefahr. Ich stell mich blind.

Ich steh im Schatten seiner Flügel und

warte auf Wind.       Warte auf Wind.

warte auf Wind.       Warte auf Wind.

 

Es liegt ein Schiff an fernen Ufern

und auf dem Deck liegt Staub

Es hat seit Wochen nicht geregnet

und im Wald fällt ein Funken auf das Laub.

Puste auf die Glut! Puste auf die Glut!

 

Entfache Feuer, schlage Wellen, reiß mich fort!

treib Regen vor Dir her, nimm meinetwegen alles mit über Bord!

Weh über die Klippen, übers Land!

Und ich weiß, wo ich Dich find,

ich steh ganz dicht am Rand

und ich warte auf Wind.

Und ich warte auf Wind.

 

Ich seh nur Wirbeln und Wundern

und keine sich schließenden Kreise

Wenn er kommt, dann kommt er, er ist leise.

Er braucht keine Straßen, er braucht keine Gleise.

Vielleicht braucht es nicht mal Wind,

vielleicht nur einen Hauch

Ich atme einmal noch tief ein.

Und er auch.

  

 - von "Wo soll ich suchen" - 2013